Oktober 2006

061007

ENERGIE-CHRONIK


Areva und Mitsubishi wollen gemeinsam neuen Reaktor entwickeln

Der französische Nuklearkonzern Areva und die japanische Mitsubishi Heavy Industries wollen auf dem Gebiet der Kerntechnik zusammenarbeiten. Ein entsprechendes Memorandum wurde am 19. Oktober in Tokio unterzeichnet. Wie die beiden Unternehmen mitteilten, haben sie als ersten Schritt vereinbart, einen Reaktor der dritten Generation mit einer Leistung von 1000 Megawatt zu entwickeln. Hiermit werde den Anforderungen des Marktes Rechnung getragen. Die Vereinbarung umfasse auch andere mögliche Bereiche der Zusammenarbeit wie Beschaffungsaktivitäten, Serviceleistungen, den Brennstoffkreislauf und neue Reaktortypen. Die beiden Unternehmen hätten bereits bei der Errichtung der Wiederaufarbeitungsanlage Rokkashomura in Japan zusammengearbeitet, wobei die von Areva in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague entwickelte Technologie zum Einsatz gekommen sei.

Erhebliche Probleme beim Bau des ersten EPR in Finnland

Unklar bleibt, ob oder wieweit der neue Reaktor den bisher von Areva angebotenen "Europäischen Druckwasserreaktor" (EPR) ergänzen oder ersetzen soll. Der EPR hat mit 1600 MW eine deutlich höhere Leistung als das mit Mitsubishi vereinbarte Projekt. Er soll in Frankreich erstmals in Flamanville verwirklicht werden und sukzessive den EDF-Altbestand an Kernkraftwerken ersetzen (041006). Sein Export in andere Länder ist bisher aber nur im Falle Finnlands gelungen (031205). Und hier sind bei der Errichtung des Reaktors erhebliche Probleme und Verzögerungen aufgetreten, die seine Exportchancen weiter mindern dürften.

Am 12. Juli 2006 veröffentlichte die finnische Reaktorsicherheitsbehörde STUK einen Bericht, wonach es infolge unterschätzter Planungsfristen, unerfahrener Subunternehmer und Verständigungsschwierigkeiten zu Mängeln bei der Bauausführung kam. Zum Beispiel sei das vorgeschriebene Mischungsverhältnis für den Stahlbeton der Fundamentplatte des Reaktors bei der praktischen Bauausführung nicht eingehalten worden. Die Fertigung der gasdichten Auskleidung des Containment mit Stahl sei über den Subunternehmer Babcock Noell Nuclear GmbH (BNN) an ein polnisches Unternehmen vergeben worden, das nicht über die erforderliche Zertifizierung durch STUK verfügte und tatsächlich Anlaß zu diversen Beanstandungen gab. Auch andere Subunternehmen hätten über keine Erfahrung mit Reaktorbauten verfügt und seien allein nach Kostengesichtspunkten ausgewählt worden, sofern sie bestimmten formalen Kriterien genügten.

Am 13. Oktober teilte die finnische Reaktorsicherheitsbehörde mit, daß der finnische Energieversorger Teollisuuden Voima Oy (TVO) als Auftraggeber des Projekts zusammen mit Areva NP/Siemens eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet habe, die geeignet seien, die Mängel zu beseitigen. Indessen bleibe zu prüfen, wieweit sie tatsächlich verwirklicht werden.

Französischer Nuklear-Riese mit Siemens als Juniorpartner

Areva ist der weltweit führende Nuklearkonzern. Er entstand im September 2001 aus dem Zusammenschluß der Konzerne Cogema, Framatome und CEA Industrie (010916). Hauptaktionär ist mit 78,96 Prozent das staatliche Commissariat à l'énérgie atomique (CEA). Darüber hinaus befinden sich weitere Anteile direkt oder indirekt im Besitz des französischen Staats. Hundertprozentige Konzerntöchter sind die Areva NC (nukleare Brennstoffe, früher Cogema) und die Areva T&D (Energieübertragung und -verteilung). Ferner verfügt Areva mit 66 Prozent die Mehrheit am Reaktorbauunternehmen Areva NP (früher Framatome ANP), das im Jahr 2000 gemeinsam mit dem deutschen Reaktorbauer Siemens (34 Prozent) gegründet wurde (000717).

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