PresseBLICK-Rezensionen Erneuerbare Energien



Dieter Osteroth

Biomasse - Rückkehr zum ökologischen Gleichgewicht

Heidelberg 1992: Springer-Verlag, 294 S., 77 Abb., 22 Tab., DM 48.-


An die Energiegewinnung aus Biomasse knüpfen sich beträchtliche Erwartungen, auch utopischer Art. So konnte eben erst der Fernsehjournalist Franz Alt mit dem schlichten Rezept "Schilfgras statt Atom" in die Bestseller-Liste vorstoßen. Das vorliegende Buch ist hingegen geeignet, allzu hochfliegende Erwartungen auf ein realistisches Maß zurückzuführen. Der Autor will keine Patentrezepte anbieten. Er geht davon aus, daß die fossilen Brennstoffe ihre dominierende Rolle in den nächsten Jahrzehnten behaupten können und die Zahl der Kernkraftwerke - nicht bei uns, aber weltweit - noch zunimmt. Zugleich aber hält er einen überproportionalen Ausbau der erneuerbaren Energien aus Biomasse und anderen Quellen für notwendig und realisierbar. Besondere Chancen sieht er in den Ländern der Dritten Welt, für deren Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten ein dezentralisiertes System der regenerativen Energieversorgung oft eher tauge als die schematische Übertragung von Versorgungsstrukturen der hochindustrialisierten Welt. Es sei aber keineswegs ausreichend, eine Lösung des CO2-Problems und der weltweiten Energieknappheit allein durch energiesparende Maßnahmen und den Ausbau der regenerativen Energien anzustreben. Eine "Rückkehr zum ökologischen Gleichgewicht" - so der Untertitel des Buches - sei grundsätzlich erst dann möglich, wenn es gelinge, die explosionsartige Vermehrung der Weltbevölkerung zu stoppen.

Der Autor versteht es, die verfahrenstechnischen Details der Energieerzeugung aus Biomasse immer wieder in den größeren Rahmen von wirtschaftlichen, gesellschaftspolitischen und historischen Zusammenhängen zu stellen. Obwohl im Text auch manche chemische Formel vorkommt, ist seine Darstellungsweise durchweg leicht verständlich, flüssig und instruktiv. Der Leser erfährt so nicht nur etwas über Öle und Fette, Raps, Bio-Dieselmotoren, Kurzumtriebsplantagen, Zuk-ker, Stärke, Kartoffelsprit, Müll oder Gülle, sondern auch manches Wissens- und Bedenkenswerte über Treibhauseffekt, Ozonloch und Bevölkerungslawine, über die historische Bedeutung von Holz und Holzkohle oder die Entwicklung von der Teerhütte zur Industrieanlage.

Rundum ein gelungenes Buch, das sich besonders zur Einführung in das Thema eignet.

(PB 12/92/*leu)