März 2024

240313

ENERGIE-CHRONIK


EnBW-Chef Schell musste vorzeitig abtreten

"Im Einvernehmen mit dem EnBW-Aufsichtsrat" hat am 8. März der Vorstandsvorsitzende der Energie Baden-Württemberg, Andreas Schell, sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Wesentlicher Grund für die Trennung seien "unterschiedliche Auffassungen zwischen Aufsichtsrat und Vorstandsvorsitzendem in entscheidenden Fragen der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens", hieß es in einer am selben Tag veröffentlichten Pressemitteilung des Unternehmens.

Der ehemalige Manager von Rolls-Royce Power Systems war am 7. April 2022 zum Nachfolger von Frank Mastiaux (120315) ernannt worden und hatte am 15. November 2022 den Chefposten übernommen. Im Unterschied zu seinem Vorgänger, der den Konzern zehn Jahre lang geleitet hatte und keine weitere Amtszeit mehr anstrebte, musste er noch vor Ablauf der Vertragslaufzeit von drei Jahren wieder abtreten. "Wir bedauern diesen Schritt, der im gegenseitigen Einvernehmen stattfindet", erklärte dazu der EnBW-Aufsichtsratsvorsitzende Lutz Feldmann. "Trotz intensiver Diskussionen konnte in den vergangenen Monaten keine Einigkeit über die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens erzielt werden."

Schell soll geplant haben, die EnBW zum reinen Stromkonzern zu machen

"In Unternehmenskreisen galt Schell als Fehlbesetzung", hieß es dazu im "Handelsblatt" (9.3.). "Unmut herrschte vor allem darüber, dass der 53-Jährige EnBW wohl zu einem reinen Stromkonzern machen wollte. Damit würden Gas-Geschäft und Wärmeerzeugung komplett wegfallen." Nach Angaben von Insidern sei es "dem neuen CEO nicht gelungen, das Unternehmen von ganz oben bis zum einfachen Mitarbeiter hinter sich zu versammeln und auf die Zukunft auszurichten". Als Schell im April 2023 in seinem ersten öffentlichen Interview nach Antritt seines Postens ankündigte, die EnBW schon bis 2028 auf den Kohleausstiegspfad zu führen – und damit zwei Jahre früher als RWE (221004) – , sei das "ein reiner PR-Stunt" gewesen.

Der Nachfolger stammt aus Griechenland

Schells Nachfolger wird Georg Stamatelopoulos, dessen Vertrag zunächst bis Ende Mai 2029 läuft. Der 54-jährige wurde in Athen geboren. Dort studierte er an der Technischen Universität Ingenieurwissenschaften und schloss das Studium 1992 als Diplomingenieur ab. Danach wechselte er an die Universität Braunschweig und promovierte 1996 an der Fakultät für Maschinenbau zum Dr.-Ing. Seine Industriekarriere startete er 1998 im energietechnischen Anlagenbau, mit Stationen bei der AE&E in Wien und bei Alstom in Stuttgart. Im Jahr 2010 wechselte er zur EnBW und wurde dort Leiter Neubauprojekte Erzeugung. Ab 2014 verantwortete er als Geschäftseinheitsleiter den Betrieb der erneuerbaren und konventionellen Erzeugung und übernahm 2020 zusätzlich die Leitung der Geschäftseinheit dezentrale Energiedienstleistungen. Am 1. Juni 2021 wurde er als Chief Operating Officer Nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur in den EnBW-Vorstand berufen und verantwortete seitdem die Erzeugung, den Handel, F&E, sowie Arbeitssicherheit und Krisenmanagement.

 

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