Oktober 2012

121002

ENERGIE-CHRONIK


 


Die Halbinsel Hanhikivi an der finnischen Ostseeküste. – Infolge des Rückzugs von E.ON aus dem Gemeinschaftsunternehmen Fennovoima Oy stehen die Chancen nicht schlecht, daß die Landschaft so erhalten bleibt. Wie die Halbinsel aussähe, wenn Areva oder Toshiba dort den geplanten Reaktor errichten würden, veranschaulicht das KKW-Modell.

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E.ON zieht sich aus finnischem KKW-Projekt zurück

Nach dem Verzicht auf den Bau neuer Kernkraftwerke in Großbritannien (120304) steigt E.ON nun auch aus dem Gemeinschaftsunternehmen Fennovoima Oy aus, das in Finnland die Errichtung eines weiteren Kernkraftwerks plant (100607). Wie die Tochter E.ON Sverige am 24. Oktober bekanntgab, will sich der Konzern generell aus Finnland zurückziehen, um sein Skandinavien-Geschäft auf Schweden und Dänemark zu konzentrieren. Die Änderung der Konzernstrategie erfolge vor dem Hintergrund der veränderten makroökonomischen Rahmenbedingungen in Europa, mit nur geringem oder keinem Wachstum in vielen Ländern. Man werde dem finnischen Mehrheitsgesellschafter Voimaosakeyhtiö SF bei der Suche nach einer anderen Lösung zur Verwirklichung des Kernkraftwerks behilflich sein. Die Projektgesellschaft gab ihrerseits bekannt, daß über den Ausstieg verhandelt werde und E.ON bis Frühjahr 2013 seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen müsse.

Das Gemeinschaftsunternehmen Fennovoima Oy war im Sommer 2007 gegründet worden, um ein Kernkraftwerk mit einer Leistung zwischen 1000 und 1800 MW zu errichten. Der Mehrheitsgesellschafter Voimaosakeyhtiö SF vertritt insgesamt siebzig finnische Unternehmen. Wie es damals in einer Pressemitteilung hieß, sollte E.ON mit der Minderheitsbeteiligung von 34 Prozent zugleich seine umfangreichen Erfahrungen als Europas zweitgrößter KKW-Betreiber miteinbringen.

Inzwischen hat man die Halbinsel Hanhikivi bei der Gemeinde Pyhäjoki im Norden Finnlands als Standort ausgewählt. Den Reaktor für "Hanhikivi 1" soll entweder Areva (1700 MW EPR) oder Toshiba (1600 MW ABWR) liefern. Der Ausstieg von E.ON macht die Verwirklichung aber sehr ungewiß. Das finnische Konsortium wird das Projekt schwerlich alleine weiterführen können, falls sich kein neuer Partner findet.

Der EPR in Olkiluoto wird auch bis 2014 nicht fertig

Finnland verfügt bisher an den Standorten Loviisa und Olkiluoto über insgesamt vier Reaktoren. In Loviisa handelt es sich um zwei Druckwasserreaktoren vom sowjetischen Typ WWER-440 mit einer Leistung von jeweils 496 MW, die seit 1977 bzw. 1980 am Netz sind. In Olkiluoto sind es zwei Siedewasserreaktoren, die über eine Leistung von jeweils 880 MW verfügen und 1978 bzw. 1980 den Betrieb aufnahmen.

Außerdem wird in Olkiluoto seit 2005 an einem fünften Reaktorblock vom Typ EPR gebaut, der eine Nettoleistung von 1600 MW erbringen soll. Als der Auftrag an die französische Areva (damals noch Framatome) und Siemens (für den konventionellen Teil) vergeben wurde, war die Inbetriebnahme für 2009 vorgesehen (031205). Nach schließlich erfolgtem Baubeginn war von 2011 die Rede. Es traten aber von Anfang an zahlreiche Probleme auf (061007), die zu Verzögerungen und auch zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten führten (090909). Die Inbetriebnahme wurde deshalb erst auf Mitte 2012 und schließlich auf das Jahr 2014 verschoben. Im Juli dieses Jahres räumten Areva und Siemens allerdings ein, daß auch dieser Termin nicht einzuhalten sein wird.

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