September 2004

040918

ENERGIE-CHRONIK


EnBW entläßt weiteren Leiter des KKW Neckarwestheim

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat den technischen Geschäftsführer des Gemeinschaftskernkraftwerks Neckarwestheim (GKN), Werner Zaiss, am 17. September seines Postens enthoben. Vorstandschef Utz Claassen beendete damit eine über zwei Wochen dauernde Kontroverse mit dem baden-württembergischen Umweltminister Stefan Mappus (CDU) wegen einer Panne in Block 2 des Kernkraftwerks, die sich bereits am 27. Juli ereignet hatte und bei der geringe Mengen Radioaktivität in den Neckar gelangt waren. Obwohl der Vorfall keine konkrete Umweltgefährdung bedeutete, monierte Umweltminister Mappus ein Fehlverhalten der EnBW, weil sie die Panne erst am 18. August entdeckt und am 27. August offiziell gemeldet hatte. Die EnBW beharrte dagegen in einer Presseerklärung vom 2. September darauf, daß ihr Meldeverhalten korrekt gewesen sei und daß sie sich kein Fehlverhalten vorwerfen lassen müsse. Der Minister kündigte daraufhin die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegen die EnBW als Betreiberin des Kernkraftwerks an. "Das Gravierende ist, daß die Abgabe ungeplant, unbewußt, unerkannt und unkontrolliert erfolgte", sagte Mappus auf einer Pressekonferenz. Dies könne er nicht akzeptieren, denn schließlich hätte auf demselben Wege auch eine größere Menge Radioaktivität unerkannt in die Umwelt gelangen können.

Claassen will "auch kleinste Oberflächlichkeiten im Kommunikationsverhalten nicht mehr dulden"

Der 59jährige Dr. rer. nat. Werner Zaiss, der seit 1988 Technischer Geschäftsführer des GKN war, wird offenbar für die Zuspitzung des Konflikts mit dem Umweltministerium und die falsche Kommunikationsstrategie des Unternehmens verantwortlich gemacht. Offiziell begründete die EnBW die Entlassung mit "verschiedenen Vorkommnissen im GKN in den letzten Wochen" und zitierte den Konzernchef Claassen mit den Worten: "Ab sofort werden wir nicht nur - wie bisher - das Ziel größtmöglicher Sicherheit in unseren Kernkraftwerken verfolgen, sondern zudem eine kompromißlose Null-Fehler/Null-Toleranz-Politik betreiben. Wir werden uns von jedem Verantwortlichen trennen, der bei den Abläufen und im Kommunikationsverhalten seiner Verantwortung nicht gerecht wird. Ich teile die Auffassung von Umweltminister Mappus, daß Vertrauen in die Kernkraft der stringenten Aufsicht und Kontrolle bedarf. Dieser Grundsatz muß auch unternehmensintern gelten. Wer werden deshalb auch kleinste Oberflächlichkeiten im Kommunikationsverhalten nicht mehr dulden."

Außergerichtliche Einigung mit Eberhard Grauf

Erst am 2. Juli hatte EnBW-Chef Claassen den atomrechtlich verantwortlichen technischen Leiter des Blocks 2 in Neckarwestheim, Eberhard Grauf, seines Postens enthoben (040717). Die Gründe dafür sind bis heute unklar, doch scheinen sie eher im Bereich persönlicher Querelen zu liegen. Inzwischen haben sich Grauf und die EnBW außergerichtlich geeinigt. Ein bereits anberaumte Verhandlung vor dem Arbeitsgericht, bei der die Gründe der fristlosen Kündigung öffentlich zur Sprache gekommen wäre, wurde damit hinfällig. (Stuttg. Ztg. 16.9.)

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