Dezember 2001

011212

ENERGIE-CHRONIK


Kernkraftwerk Philippsburg II wieder am Netz

Nach 70 Tagen Stillstand ging der zweite Block des Kernkraftwerks Philippsburg am 17. Dezember wieder ans Netz. Zuvor hatten Bundes- und Landesbehörden grünes Licht gegeben. Der Druckwasserreaktor war am 8. Oktober abgeschaltet worden, nachdem sicherheitstechnische Pannen eine heftige Diskussion ausgelöst hatten (011001). Auch im November blieb der Block abgeschaltet, während die politische Diskussion um eine bessere Überwachung der Sicherheitsvorschriften andauerte (011103). Jeder Tag Stillstand kostete die EnBW rund eine Million Mark.

"Ich denke, dass aus diesem Vorfall, der für die EnBW sehr teuer gekommen ist, nicht nur die EnBW, sondern die ganze Branche Konsequenzen zieht und ihr Qualitäts- und Sicherheitsmanagement verbessert", erklärte der Stuttgarter Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller. "Ein Kernkraftwerk muss nicht nur über eine zuverlässige Technik verfügen, es muss auch sichergestellt sein, dass klare und eindeutige betriebliche Regelungen vorliegen, die dann vom Betriebspersonal genau eingehalten werden."

Technische, personelle und organisatorische Konsequenzen

Nach Mitteilung des Umwelt- und Verkehrsministeriums hat die Untersuchung der Ereignisabläufe gezeigt, dass es insgesamt zu einer Reihe von fehlerhaften Handlungen, Fehlern in der Einschätzung und im Umgang mit Problemen gekommen ist. Weiter seien Mängel in den schriftlichen betrieblichen Regelungen zu Tage getreten, ebenso Schwächen bei der betreiberseitigen Eigenkontrolle der Betriebsführung und in der Organisation des Erfahrungsrückflusses aus der Betriebsführung.

Vor dem Wiederanfahren seien eine Reihe von technischen, personellen und organisatorischen Maßnahmen durchgeführt worden, darunter

Zur umfassenden Verbesserung des Sicherheitsmanagements im Kernkraftwerk Philippsburg insgesamt sollen nach den Vorstellungen des Ministeriums für Umwelt und Verkehr folgende mittel- und längerfristigen Maßnahmen umgesetzt werden:

EnBW soll neues Konzept für Sicherheitsmanagement vorlegen

Die baden-württembergische Aufsichtsbehörde und das Bundesumweltministerium wünschen darüber hinaus, daß die EnBW möglichst bald eine Konzeption für ein stringentes Sicherheitsmanagement vorlegt, das auch die oben genannten. Elemente enthält. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Pilotprojekt, welches die EnBW auf ihre Kosten zu realisieren bereit ist. Unabhängig davon stehen nach Mitteilung des Umwelt- und Verkehrsministeriums jetzt die Evaluationsmaßnahmen im Bereich des Betreibers, der Gutachter und der Aufsichtsbehörde an. Hier hoffe man bis zum Frühjahr nächsten Jahres erste Ergebnisse vorliegen zu haben.